Führen flächige Markierungen zu mehr Sicherheit für den Radverkehr? Welche Auswirkungen haben flächige Markierungen auf das Verkehrsverhalten? Diese Fragen wurden in der Radmodellregion Wels Umland in Kooperation mit der technischen Universität Wien untersucht. Die Ergebnisse der Studie wurden von Ulrich Leth beim Radvernetzungstreffen am 31. Mai 2023 in Linz vorgestellt und – soviel sei verraten – es gibt klare Empfehlungen.
Empfehlung zu rot unterlegten Radfahrerüberfahrten
Bisher wurden rote flächige Markierungen in Österreich in sensiblen Bereichen, wie beispielsweise bei Kreuzungen oder Ein- und Ausfahrten eingesetzt, um auf querende Radfahrer:innen aufmerksam zu machen. Zu deren Wirksamkeit gab es bisher keine aussagekräftigen Erkenntnisse. Um zu klären, ob die Markierung tatsächlich zu mehr Sicherheit beiträgt, hat die Radmodellregion Wels Umland bei der technischen Universität Wien eine Studie dazu beauftragt.
Die Erkenntnisse aus der Untersuchung ergaben eine klare Empfehlung für die Nutzung von rot unterlegten Radfahrerüberfahrten im Kreuzungsbereich, da diese von Kfz-Fahrer:innen und Radfahrer:innen gut verstanden wurden und ein hohes Sicherheitsgefühl bei den Radfahrer:innen erzeugten. Die Aufmerksamkeit der Kfz-Fahrer:innen im Kreuzungsbereich schien zuzunehmen und ihre Bereitschaft zum Anhalten stieg stark an, schon durch die Markierung einer Radfahrüberfahrt und noch etwas mehr deren rote Unterlegung.
Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Radweg-Ende-Schild vor der Kreuzung die schlechteste Lösung darstellt. In dieser Situation war das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrer:innen am niedrigsten und die Regelkenntnis am geringsten. Daher wird dringend empfohlen, den Radverkehr im Kreuzungsbereich nicht zu vernachlässigen und keine Situationen zu schaffen, in denen der Radweg abrupt endet.
Details zur Studie:
Das wurde untersucht:
- Wie beeinflussen flächige Markierungen das Verkehrsverhalten der Verkehrsteilnehmer:innen, speziell von Kfz-Lenker:innen und Radfahrer:innen (Geschwindigkeit, Blickkontakt, Sicherheit etc.)?
- Tragen Markierungen zum rücksichtsvollerem Verkehrsverhalten, speziell von Kfz-Lenker:innen und Radfahrer:innen bei?
- Verstehen die Verkehrsteilnehmer:innen den Zweck der Markierungen?
- Welche Markierungen sind geeignet?
Herauszufinden, wie die Markierungen das Geschwindigkeitsverhalten, den Blickkontakt, die Sicherheit und das rücksichtsvolle Verkehrsverhalten beeinflussen, war Ziel der Forschungsarbeit. Zudem wurde ermittelt, ob die Verkehrsteilnehmer:innen den Zweck der Markierungen verstehen und welche Kreuzungslösung am sichersten und verständlichsten ist.
Dabei wurden jeweils das Blickverhalten der Kfz-Fahrer:innen im Kreuzungsbereich, das Anhalteverhalten der Kfz-Fahrer:innen an der Radinfrastruktur und die Annäherungsgeschwindigkeit der Radfahrer:innen an die Kreuzung beobachtet.
So wurde die Untersuchung durchgeführt:
Die Untersuchung wurde an einer Kreuzung in Marchtrenk durchgeführt und umfasste eine Begleituntersuchung mit verschiedenen Phasen:
1. Phase:
keine Bodenmarkierungen
2. Phase: Radfahrerüberfahrt wurde markiert
3. Phase: Radfahrerüberfahrt wurde zusätzlich rot unterlegt
Zusätzlich zur Vor-Ort-Erhebung wurde eine Online-Befragung gemacht, bei der die Regelkenntnis und das subjektive Sicherheitsgefühl von Kfz-Fahrer:innen und Radfahrer:innen in verschiedenen Situationen abgefragt wurden. Diese Situationen umfassten unter anderem eine Radfahrer:überfahrt, flächige rote Markierungen, Radfahrstreifen und Situationen ohne Markierungen.
Das hat die Studie ergeben:
- Das Halteverhalten der Kfz-Fahrer:innen vor der querenden Radinfrastruktur nahm von keiner Markierung zur Radfahrerüberfahrt deutlich zu und nur geringfügig zur zusätzlichen roten Markierung.
- Die Ergebnisse der Vor-Ort-Erhebung zeigten keine eindeutigen Ergebnisse bezüglich des Blickverhaltens der Kfz-Fahrer:innen.
- Die Annäherungsgeschwindigkeit der Radfahrer:innen an die Kreuzung nahm leicht zu, wenn eine Radfahrerüberfahrt mit flächiger roter Markierung vorhanden war.
- Die geringste Regelkenntnis wurde bei ausschließlich roter Markierung festgestellt.
- Das Sicherheitsgefühl der Radfahrer:innen war am niedrigsten, wenn der Radweg endete, und am höchsten, wenn die Radfahrerüberfahrt rot unterlegt war.
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