5. Radinfrastruktur-Dialog: Wohnbau trifft Fahrrad: Synergien mit Zukunft
Der Mobilitätswandel und das Siedlungswachstum sind zwei Herausforderungen, die eng miteinander verknüpft sind. Wie kann der Wohnbau zukunftsorientiert entwickelt und gleichzeitig die Lebensqualität in der Gemeinde gesteigert werden? Wie können Gemeinden in fruchtbarer Zusammenarbeit mit Wohnbauträgern ihre raumplanerischen Instrumente nutzen, um Radfahren als flächensparendes, verkehrssicheres und emissionsfreies Verkehrsmittel zu fördern?
Um diese Fragen gemeinsam zu diskutieren, trafen sich am 21. November 2023 Vertreter:innen von Gemeinden, dem Land Oberösterreich und Behörden beim 5. Radinfrastruktur-Dialog der Radmodellregion Wels Umland im Veranstaltungszentrum in Gunskirchen. Erstmals waren auch Wohnbauträger und Architekten der Region beim Radinfrastrukturdialog vertreten.
Die Begrüßung erfolgte durch den Bürgermeister von Gunskirchen, Christian Schöffmann, und Christian Hummer, den Radverkehrsbeauftragten des Landes Oberösterreich. Beide betonten, wie entscheidend radfreundlicher Wohnbau ist und welchen Stellenwert die Verknüpfung des Siedlungswachstums mit einem nachhaltigen Mobilitätskonzept einnimmt.
In drei spannenden Impulsvorträgen erhielten die Teilnehmer:innen Einblicke in die Faktoren, die dazu beitragen, nachhaltiges Mobilitätsverhalten im Wohnbau zu etablieren. Da die meisten Wege ihren Ursprung oder ihr Ziel zuhause haben, ist eine durchdachte Mobilitätsinfrastruktur innerhalb der eigenen Wohnanlage entscheidend.
Impulsvortrag 1 „Fahrradparken im Wohnbau: Eine Handlungsanleitung“
Michael Fritz von Rosinak & Partner gab einen praxisrelevanten Überblick über das Fahrradparken im Wohnbau. Dabei führte er die Teilnehmer:innen durch gesetzliche Richtlinien. Er verdeutlichte die Herausforderung, dass es in den neun österreichischen Bundesländern neun verschiedene (oder teilweise keine) Vorgaben gibt. In seinem Vortrag stellte er die generellen Anforderungen sowie wichtige Merkmale eines gut funktionierenden Mobilitätskonzeptes vor. Wesentliche Qualitätsmerkmale für das Fahrradparken im Wohnbau sind eine ebenerdige Erreichbarkeit der Fahrradstellplätze, sichere Abstellmöglichkeiten (Abschließen), überdachte Freiplätze und automatische Türen für bequemes Hinausschieben der Fahrräder.
Impulsvortrag 2 „Hygge wohnen – Innovative Mobilitätslösungen im Wohnbau“
Wolfgang Mairhofer von TRIO Development präsentierte die mehrfach ausgezeichneten HYGGE Wohnbauprojekte. Die Grundidee ist ein holzbasierter Wohnkomplex mit großzügigen Grünflächen. Die Verbindung von Wohnen und innovativer Mobilität zeichnet das Konzept zusätzlich aus. Das Projekt fördert nachhaltige Fortbewegungsmittel, insbesondere Fahrräder, E-Bikes und E-Lastenräder. Breite Laubengänge und ein Lastenaufzug ermöglichen das bequeme Radfahren bis zur Wohnungstür. In Wels wurden im Jahr 2020 26 Wohnungen mit 92 gedeckten Radabstellplätzen fertiggestellt. Kostenlose E-Bikes und ein E-Lastenrad stehen den Bewohner;innen zur Verfügung. Eine hauseigene Radwerkstatt ermöglicht selbstständige Reparaturen. Weitere HYGGE-Projekte in Ranshofen und Lambach werden nächstes Jahr abgeschlossen.
Impulsvortrag 3 „MO.Point – Ein Sharing Konzept für den Wohnbau„
Im Anschluss präsentierte Ornella Marovic von MO.Point das Sharing-Angebot des Graumannviertels mit 88 Wohnungen in Traun. Ziel des Mobilitätsangebots der Firma MO.Point ist, die Mobilität zu vereinfachen und die Lebensqualität in Städten durch nachhaltiges Fahrzeug-Sharing in Wohngebäuden zu verbessern. Gemäß dem Bebauungsplan für das Graumannviertel wäre ein Stellplatzschlüssel 1:2 vorgeschrieben gewesen. Durch das Mobilitätskonzept konnte die Stellplatzverpflichtung auf 1:1,5 reduziert werden. Im Gegenzug stehen den Mieter:innen unterschiedliche Mobilitätsangebote (E-Fahräder, E-Lastenräder, Fahrräder und E-Autos) sowie eine Fahrradservicewerkstatt zur Verfügung. Die Bewohner:innen können das gewünschte Fahrzeug bequem über eine eigens entwickelte App buchen.
Dialog „Zukunftsweisender Wohnbau: Fahrradfreundliche Lösungen anhand konkreter Beispiele“
Im abschließenden Dialog diskutierte Michael Fritz von Rosinak & Partner anhand zweier konkreter Praxisbeispiele gemeinsam mit den Teilnehmer:innen mögliche radfreundliche Wohnbaulösungen . Mit dem 5. Radinfrastruktur-Dialog liegt ein inspirierender Tag voller innovativer Ideen und konkreter Lösungsansätze für die Mobilität im Wohnbau hinter uns. Wir bedanken uns bei allen Referent:innen, Teilnehmer:innen und der Gemeinde Gunskirchen, die diesen Tag zu einem Erfolg gemacht haben. Wir freuen uns das spannende Thema „Radfreundlicher Wohnbau“ weiterzuverfolgen.
Fotos von der Veranstaltung
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