Gudrun lebt seit 13 Jahren in Wels, gemeinsam mit ihrem Mann und drei Kindern. Im Alltag ist die Familie häufig mit dem Rad unterwegs, was nicht immer einfach ist. In ihrer Vision für Wels gibt es statt der vielen Autos und Parkplätze viel Platz für Menschen und für Grün. In der entschleunigten Stadt können sich Kinder frei und sicher bewegen…
Wohnort: Wels
Gemeinsam mit: ihrem Mann Stefan und ihren Kindern Johannes (12), Rosa (10) und Frieda (7)
Mobilität: im Alltag ist die Familie mit dem Rad, zu Fuß und öffentlich unterwegs, für Großelternbesuche in der Steiermark gibt es ein Auto.
Warum fährst du mit dem Fahrrad?
Ich komme aus einer Familie, wo schon immer viel mit dem Rad gefahren wurde – auch meine Mutter hat schon immer alles mit dem Fahrrad erledigt, daher ist es für mich ganz normal Rad zu fahren. In Wels ist es außerdem so einfach und bequem, weil es ganz flach ist, man kann ganz ohne Anstrengung Einkäufe heimradeln, man ist schnell und hat den Parkplatz direkt vor dem Geschäft. Außerdem bringe ich dadurch mehr Bewegung in den Alltag.
Ist Wels für dich eine Fahrradstadt?
Ich finde es schade, wie zugeparkt alles ist. Ich glaube aber, und das ist meine Vision, dass wir aus Wels eine tolle Fahrradstadt machen könnten. Wenn viel mehr Welser mit dem Rad fahren würden, würde sich das Leben in der Stadt gleich viel entspannter und freier anfühlen. Die Stadt wäre ruhiger, man könnte endlich den wunderschönen Stadtplatz sehen und es gäbe viel mehr Platz.
Kannst du deine Vision noch näher beschreiben?
Ich glaube, dass man die Innenstadt autofrei machen könnte. Autofrei, aber nicht radfahrfrei. Die Kinder würden dann auch viel mehr Radfahren können, weil jetzt ist es schon so, dass es vielen Eltern einfach zu gefährlich ist. Es würde sich viel entschleunigter anfühlen, weniger Stress. Man bleibt kurz stehen, wenn man jemanden trifft und kommt ins Gespräch. Wenn man mit dem Fahrrad einen Weg irgendwohin hat, fühlt man sich gleich zufriedener.
Du hast das Radfahren mit Kindern angesprochen. Wie erlebst du das Radfahren mit Kindern in Wels?
Ich war von Beginn an auch mit den Kindern mit dem Rad unterwegs, zuerst mitfahrend, mittlerweile radeln alle drei selber und mit dem Fahrradanhänger transportiere ich meine Einkäufe…
Johannes ist 12 Jahre alt und radelt mittlerweile alleine zum Leichtathletik Training, in die Musikschule und zum Pumptrack-Park. Rosa 10 und Frieda 7 radeln mit uns mit. Radfahren mit Kindern ist in Wels eine Herausforderung, da das Verkehrsaufkommen hoch ist und die Radwege oft nicht so optimal sind.
Wie plant ihr die Routen?
Nie auf großen Straßen, wenn möglich auf Radwegen.
Habt ihr die Wege, die Johannes nun alleine fährt, mit ihm geübt?
Am Weg zum Leichtathletik Training gibt es gefährliche Stellen, die haben wir genau durchbesprochen. Ein Radweg hört unerwartet im Straßenverlauf auf, da steht auf einmal „Ende“ da. Dort parken dann die Autos.
Wo ist das?
Das ist auf der Laahener Straße nach dem Kreisverkehr stadtauswärts, das ist sogar als Radroute beschildert. Diesen Abschnitt haben wir oft geübt. Wir sind ihm auch nachgefahren und haben ihn beobachtet.
Kannst du ihm jetzt vertrauen, dass er den Weg gut schafft?
Ja, durch das gemeinsame Üben und Besprechen kann ich ihm vertrauen. Sorge habe ich aber immer bei parkenden Autos. Autofahrer, die aussteigen schauen oft nicht beim Türöffnen. Die Kinder glauben, sie sollen nah neben den geparkten Autos fahren. Da kann es schnell gehen und man kollidiert mit der geöffneten Autotür. Das bereitet mir Sorgen.
Warum lohnt es sich trotzdem mit Kindern Rad zu fahren?
Wenn du als Kind nicht die Alltagswege mit dem Rad erledigst, wird es später als Erwachsener schwieriger. Das merke ich auch in meinem Freundeskreis. Wer schon mit dem Rad groß geworden ist, fühlt sich viel sicherer und steigt auch nicht so schnell ins Auto.
Wenn viel mehr Welser mit dem Rad fahren würden, würde sich das Leben in der Stadt gleich viel entspannter und freier anfühlen. Die Stadt wäre ruhiger, man könnte endlich den wunderschönen Stadtplatz sehen und es gäbe viel mehr Platz.
Gudrun Traussnigg
Menschen mit Fahrrädern, statt geparkten Autos – die 5köpfige Familie radelt mit eigenem Beispiel voran
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